HUBER.HUBER

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huber.huber and the authors

devant derrière

TRUDELHAUS Ausstellungsraum
Obere Halde 36, 5400 Baden

6. Juni - 13. Juli 2014

Nino Baumgartner, Julian Charrière, huber.huber

Kuratorinnen Patrizia Keller und Jeannette Polin

devant derrière – wörtlich übersetzt vorne hinten – lautet der Titel der Gruppenausstellung im TRUDELHAUS Baden. Nino Baumgartner, Julian Charrière und huber.huber thematisieren in ihren Arbeiten die Ambivalenz von Natur und Kultur. Ihre Werke handeln vom gleichzeitigen Nebeneinander, von Verschiebungen und Gegenüberstellungen von Raum und Zeit. Mittels künstlerischer Mittel sondieren sie unsere Umgebung und unsere Weltanschauung, so dass die Vorderseite förmlich zur Rückseite wird.

Ihrer eigentlichen Aussage entfremdet ist die Arbeit der Zwillingsbrüder Markus und Reto Huber alias huber.huber (*1975 in Münsterlingen, leben und arbeiten in Zürich). Sie sammeln bestehendes Bildmaterial, lösen einzelne Elemente heraus und fügen sie zu neuen Kompositionen zusammen, wie in den drei Collagen nature morte. Der ursprünglichen Botschaft verleihen sie damit einen neuen Sinn. In ähnlicher Weise laden huber.huber Alltagsgegenstände mit einer Symbolik auf, welche die Objekte eine bedeutungsschwere Funktionalität vermitteln lässt. Durch ihre Eingriffe generieren sie ein verändertes Verständnis des Menschen gegenüber der Natur. Die aus 312 schwarz-weiss Fotografien bestehende Arbeit Azod, Ariel, Mirei zeigt Ansichten von Hagelkörnern, welche die Künstler aus dem Internet zusammengesucht und kopfüber installiert haben. Die Geste der beschützenden Hand verdeutlicht die Schönheit und Fragilität des schlohweissen Korns. Als 'dunkle Wand' auftretend, besitzt die installative Fotoarbeit zugleich aber auch etwas Zerstörerisches, als würde die 'Hand Gottes' einen Hagelschauer niedergehenlassen. Bis heute verursachen solche Naturereignisse beachtliche Schäden und lassen den Menschen vor der Natur machtlos erscheinen. So vermutete man früher gar eine Hexe in der Unwetterwolke. Um diese zu vertreiben, hatte man zweimal auf einen Spiegel zu hauchen, 'Azod, Ariel, Mirei' zu rufen und anschliessend den Spiegel gegen die Wolken zu halten. Sah sich die Hexe darin, sollte sie erschrecken und flüchten. Heute gibt es – trotz allem – effektivere Hagelbekämpfungen. Als Werkzeug, um Naturgewalten zu bezwingen, dienen auch die Präzisions-Blitzfangspitzen. Zusammengesetzt und ohne Erdung wie in der Arbeit Dipol sind sie allerdings nutzlos. Seiner ursprünglichen Funktionsfähigkeit ebenso beraubt, ist das Kugelstosspendel. Wird eine der äusseren Kugeln beim Newtonpendel angehoben, so nimmt die Linke den Impuls der aufprallenden Kugel auf. Mittels der elastischen Stösse bleibt die kinetische Energie erhalten. Bei collision experiment I allerdings sind die identischen Kugeln mit fünf kleinen Meteoriten ausgewechselt, was die ursprüngliche Funktion des Pendels zur Demonstration des Impuls- und Energieerhaltungssatzes obsolet werden lässt.

Von der Idee der Unbesiegbarkeit des Menschen gegenüber der Natur handelt auch O.T. (Schmetterlingsflügel). Die Collage zeigt das Porträt eines frisch vermählten Brautpaars. Vom Himmel herab rieseln zerschnittene Schmetterlingsflügel. Einerseits Sinnbild für Wiedergeburt und Unsterblichkeit, können Schmetterlinge andererseits auch als Unglücksbringer und Todesboten dienen. So sind auch die drei Buddelschiffe Havarie Zeugnisse eines verhängnisvollen Zusammentreffens von Natur und Zivilisation, deren Ursachen aber im Dunkeln bleiben.

Rosenquarz gilt in der Esoterik als Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit, ausserdem soll der Heilstein schädliche Strahlungen absorbieren können. Das von huber.huber aus Rosenquarzsteinen angelegte Energiefeld referiert in seiner Anordnung an die Steinkreise des britischen Land-Art-Künstlers Richard Long. Während Long für seine Arbeit natürliche, alltägliche Materialien benützt, laden huber.huber mit der Verwendung des Rosenquarzes die inhaltliche Bedeutung gezielt auf.

(Ausschnitte Saaltext Trudelhaus: Patrizia Keller und Jeannette Polin)

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