HUBER.HUBER
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huber.huber and the authors
Midas 2017
100 m Kuhdraht vergoldet (Echtgold), Holzpfosten, Isolatoren, Weidezaungerät Mammut Solar 1100 6 Volt
Masse variabel
Installationsfotos Biennale 2017 «Refugium», Weiertal / Winterthur (Kuratorin Kathleen Bühler)
Nur ein schmaler goldener Draht trennt den Weiertal Park von der Quartierstrasse. Diese goldene Linie – gleichwohl unter Strom gestellt – ist der Beitrag des Brüder-Künstlerpaares Huber.Huber. Sie nennen die subtile und minimale Intervention Midas (2017) nach dem legendären phrygischen König. Dieser war bekannt für seine Habgier und seine von den Göttern verliehene Fähigkeit, alles was er berührte, in Gold zu verwandeln. Das führte bald dazu, dass er nichts mehr essen und trinken konnte und fast elendiglich zugrunde ging, bis ihn die Götter wieder von seiner Gabe erlösten. In Anlehnung an den antiken Mythos spielen die Künstler auf das Image der reichen Schweiz an, welche ähnlich wie die sagenhafte Fähigkeit von Midas, die Fantasie der Welt beflügelt. Ihr Werk suggeriert, dass die Schweiz so reich sei, dass selbst simple Kuhdrähte aus Gold sind. Damit verweisen sie einerseits auf die landläufige Auffassung vieler Schweizer, dass Flüchtlinge nur wegen der besseren wirtschaftlichen Verhältnisse ins Land kommen. Andererseits zeigen sie, dass eine kleine Linie, niemanden davon abhalten kann. Gleichzeitig deuten sie an, dass erst Landbesitz wirklicher Reichtum bedeutet und den Wunsch nach Abschottung antreibt. Die Installation bringt die Ausstellungsbesucher zudem in ein Dilemma, dass sie nur lösen können, wenn sie etwas riskieren. Sollen sie nun den Draht anfassen, und einen elektrischen Schlag abbekommen? Sollen sie glauben, dass der Draht aus Gold ist? Bei Huber.Huber gibt es keine distanzierte Betrachtung, sondern nur Involvierung in einen gedanklichen Prozess, der die nationale Eigenwahrnehmung mit politischen Fragen verknüpft. Kathleen Bühler