HUBER.HUBER

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huber.huber and the authors

Serendipity I
Reaktor Kunstraum, Wasserwerkstrasse 13, CH - 8006 Zürich
04. April bis 19. April 2019

Matthias Gabi, Huber.Huber, Alexandra Navratil, Simon Schwyzer, Hayahisa Tomiyasu, Anouk Tschanz

Bekanntlich existiert keine treffende deutsche Übersetzung des Ausdrucks “serendipity”. Als “Serendipität” nicht minder kryptisch eingedeutscht, aber umschreibend wird der Begriff etwa als “zufällige Beobachtung eines zunächst nicht gesuchten Umstandes, die auf vorausgehender Forschungstätigkeit beruht” erläutert. Serendipität stellt sich also nicht absichtslos als Verbindung zwischen mehreren menschlichen und nicht-menschlichen Akteur_innen schlichtweg ein. Sie wird vielmehr durch eine auf ein anderes Ziel gerichtete, intellektuell-körperliche Untersuchung angeregt und manifestiert sich dabei prozesshaft. Dass ausgerechnet der britische Schriftsteller, Politiker und Künstler Horace Walpole (1717–1747) den Begriff 1754 erstmal prägte, worauf er sich nach und nach in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch einbürgerte, lese ich bei Wikipedia nach. Zweihundert Jahre nachdem Walpole in seinen Briefwechseln erstmals von “serendipity” sprach, publizierte Ian Christie die monographische Abhandlung “Horace Walpole: The Gossip as Historian” (1954) um in einer Würdigung von Walpoles schriftstellerischem Esprit dessen allfällige Unzulänglichkeiten als Historiker aufzuwiegen. Dabei sind gerade beim “Surfen im Internet […] Serendipitätseffekte” relevant. Sie bezeichnen die “Fähigkeit eines Informationssystems, trotz eines Überangebots von Daten nützliche Informationen zu finden”.

Die von Céline Brunko und Oliver Brunko gemeinsam kuratierte Ausstellung und die darin versammelten künstlerischen Positionen entziehen sich im Unterschied zu ‘Informationssystemen’ zum Glück der Rationalisierung, dennoch ist ihr Serendipitäts-Quotient einzeln wie im Zusammenspiel hoch. Von unterschiedlichsten Ausgangspunkten herkommend, liegt den gezeigten Arbeiten allgemeiner das geteilte Motiv technische oder situativ-räumliche Bedingungen eines (fotografischen) Belichtungs- oder Einschreibungs-Prozesses auszuloten zugrunde. Die künstlerischen Untersuchungen ‘ent-wickeln’ dabei anhand von Artefakten unerwartete Bedeutungsebenen. In ästhetischer Auseinandersetzung befragen die versammelten Fotografien, Videos oder Installationen Abbildbarkeit ebenso wie Abbildhaftigkeit. Während die Werke untereinander in Dialog treten, entzieht sich jedes einzelne in medialen Übersetzungsprozessen – mal tautologisch, mal performativ bewusst eindimensionaler Lesart.

Gabrielle Schaad (April, 2019)

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