HUBER.HUBER
Copyright 2024
huber.huber and the authors
Im Rausch(en) der Dinge: Fetisch in der Kunst
Graphische Sammlung ETH Zürich, HG E 52, Rämistrasse 101, 8092 Zürich
10. April – 7. Juli 2024
Gruppenauusstellung mit Ian Anüll, Hans Baldung Grien, Jacopo de' Barbari, Barthel Beham, Hans Sebald Beham, Louise Bourgeois, Paul Bürger-Diether, Agostino Carracci, Giovanni Giacomo Caraglio, Salvador Dali, Richard Deacon, Erik Desmazières, Jim Dine, Albrecht Dürer, Félicien Rops, Sylvie Fleury, Johann Heinrich Füssli, Philips Galle, Robert Gober, Hendrick Goltzius, Wenzel Hollar, huber.huber, Oskar Kokoschka, Max Klinger, Lucas van Leyden, Vera Marke, Sarah Margnetti, Edvard Munch, Francesco Parmigianino, Crispijn de Passe, Pablo Picasso, Markus Raetz, Odilon Redon, Félix Vallotton, Pieter van der Heyden, Willem van der Leeuw, Fischli/Weiss, Yves Netzhammer, Johann Saenredam, Karoline Schreiber, Hugo Schuhmacher, Giovanni Giacomo Caraglio, Urs Lüthi ua.
Dinge erzählen oft Geschichten. Seit der Renaissance ist die Kunstgeschichte voll von ebenso offen zur Schau gestellten wie tiefverborgenen Passionen, welche uns an Objekte der Kunst oder an ihre UrheberInnen fesseln – auf durchaus erklärungsbedürftige Weise. Der Begriff Fetisch stammt ursprünglich aus dem kolonialen Kontext, wo er zur Beschreibung heterogener Gegenstände und Praktiken der sogenannten Anderen diente, die damals aus europäischer Perspektive fremd erschienen. Einerseits ein heiliger Gegenstand, dem magische Kräfte zugeschrieben werden, kommt er dem religiösen oder ethnographisch identifizierten Götzenbild nahe. Andererseits kann darunter auch ein Gegenstand oder Körperteil verstanden werden, der aus psychoanalytischer Sicht für die Sublimierung eines sexuell aufgeladenen Bedürfnisses steht, als Ersatz für ein begehrtes Sexualsubjekt. Und so wie die Kunst an sich von der rauschhaften Obsession von Gegenständen zeugt, lässt auch das darin oft dargestellte «gemachte Zauberding» (von lateinisch: facere – machen; portugiesisch: feitiço – Zauber) die rätselhafte Fetischisierung der die Menschen umgebenden Wirklichkeit zu Tage treten.
Nicht jede Darstellung der ikonischen Szene von Adam und Eva ist «unschuldig», jede Judith triumphiert anders über Holofernes. Da gibt es einige «Femmes fatales» mit vielsagenden Attributen: nackte Frauen, die auf abgeschlagenen männlichen Köpfen hocken, Damen mit reizvollen Handschuhen und Diven mit Mercedes-Sternen statt Brustwarzen. In der geplanten Ausstellung soll es um auffällige Gesten und Körperhaltungen gehen, aber auch um grandiose wie skurrile Über-Inszenierungen von banalen Dingen. Vom Mittelalter über die Romantik bis in die Gegenwart sollen die Spielarten der fetischistischen Mechanismen in den Künsten erkundet werden: Blätter von Barthel Beham, Wenzel Hollar, Odilon Redon oder Max Klinger stehen neben den Werken von Urs Lüthi, Louise Bourgeois, Robert Gober und Sylvie Fleury – stets unter dem Aspekt der künstlerischen Suche nach unterschiedlichen Kodierungen von Geschlechtlichkeit und neuen Formen von Allegorien. Zusammen mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen sind wir durch die Bestände der Graphischen Sammlung gegangen. Dabei konnten über die Jahrhunderte thematische Konstanten und überraschende Parallelen ausgemacht werden, die im Stile der legendären ikonographischen Studien von Aby Warburg aufgezeigt werden sollen.
Kuratorisches Team: Alexandra Barcal, Graphische Sammlung ETH Zürich, Prof. em. Elisabeth Bronfen (Kultur- und Literaturwissenschaftlerin und ehemalige Professorin für Anglistik an der Universität Zürich)
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SOUVENIR
huber.huber, 2023
Muschelschale, verschieden Gegenstände, Acryl Ultraschwarz
Muscheln suchen am Strand ist immer mit Hoffnung verbunden. Man hofft, eine besonders schöne und unversehrte Muschel zu finden. Oder vielleicht sogar ein Exemplar mit einer wertvollen Perle, die einst über Jahre in der Muschel gewachsen ist. Die Funde können so als Trophäe gesehen werden.
Ein Souvenir ist ein Gegenstand, den man als Erinnerung von einer Reise mitbringt. Das Wort kommt aus dem Französischen und bedeutet Erinnerung oder Andenken. Eine Muschel, die man am Strand gefunden hat, wird also erst zum Souvenir, wenn man sie zu Hause hat. Sie wird zum Schmuckstück, zum Bastelobjekt, zum Aschenbecher, zum Aufbewahrungsort für Kleinigkeiten, zur Schale für die Nagelbürste usw.
Die Muschelschale ist ein Stück Natur, das Erinnerungen an den Urlaub wachhält. Erinnerungen, die aber langsam verblassen und unscharf werden.