HUBER.HUBER

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huber.huber and the authors

Metamorphose zum Nichts
2013

Video HD, 127 min
Kamera Jela Hasler

Der Schmetterling ist in der Kunst keine Seltenheit. Seit der Antike flattert er als klassisches Motiv für das Werden und Vergehen durch ungezählte Werke. Auch im huberschen Universum ist er – seiner Symbolhaftigkeit des Vergänglichen zum Trotz – ein immer wiederkehrendes Motiv, mit welchem die beiden Künstler Markus und Reto Huber auf die traditionelle Gattung der Vanitas referieren. Das differenzierte Spiel mit der – und die gleichzeitige Reflexion über die Vanitas-Symbolik verfestigt sich je länger je mehr zur eigenen Bildtradition von huber.huber. Nicht ohne Hang zur Ironie zeigen die beiden auf, wie die Symbolik über Jahrhunderte hinweg an ihrem Motiv haften bleibt, auch wenn dieses, für Collagen etwa, profanen Lifestyle-Magazinen der Jetztzeit entnommen ist. Auch Metamorphose zum Nichts (2013) reiht sich ein in die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Vanitas. Anders als in vorangegangenen Arbeiten, setzt die neue Videoarbeit jedoch nicht auf den Effekt des spannungsreichen Aufeinanderprallens von Gegensätzen, sondern auf einen der Homöopathie vertrauten Grundsatz: Gleiches mit Gleichem behandeln. Das in Echtzeit abgespielte Video zeigt mit statischer Kameraführung einen in Säure eingelegten Schmetterling, wie er sich über die Dauer von zwei Stunden vollständig zersetzt. Der metaphorischen Zuschreibung des Insekts begegnen huber.huber mit einer Substanz, die Materielles auflöst. Potenzierte Vergänglichkeit also. Und so reicht denn auch die homöopathische Dosis ein paar weniger Tropfen Säure, um den Schmetterling seiner körperlichen Existenz vollständig zu berauben. Der Schmetterling, ebenso Metapher für Verwandlung, Entwicklung und damit für alles Lebende, durchläuft im Prozess seiner Auflösung seine allerletzte Wandlung – nicht zuletzt etwa farblich, von sattem braun und grün zu transzendentem weiss – und schreibt sich damit selbst geradezu performativ die eigene Metaphorik in die entfliehenden Flügel ein.

Sarah Merten