HUBER.HUBER

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huber.huber and the authors

Kristallzucht
2011 & 2012

Metallgestell (140 x 60 x 25 cm), 20 Zylindergläser (1,5 Liter), 20 Aluprofile 1 x 1 x 14 cm, Silch, Wasser, Alaunsalz

Installationsansicht: Arte Hotel Bregaglia (Kurator Luciano Fasciati), 2011

Die Installation von huber.huber scheint aus einem Labor zu stammen. In einem Metallgestell stehen je vier Zylindergläser auf fünf Regalen. In den Gläsern befindet sich eine Wasser-Salzlösung, mit der Kristalle gezüchtet werden: An einem dünnen Faden ist ein winziger Salzkristall befestigt, der in der Lösung während der Ausstellungsdauer zu einem stattlichen Kristall heranwächst. Die Installation macht ein künstlich initiiertes Naturphänomen beobachtbar. Bis zum Saisonende wird in jedem Glas ein künstlicher Kristall entstanden sein, was in der Natur viel langsamer vonstatten geht.

Die Arbeit thematisiert jedoch nicht nur die Relativität der Zeit, sondern setzt sich auch mit Klischees des touristischen Alpenraums auseinander. Die Laborinstallation mit ihrer Industriegestalt bewirkt im Hotel Bregaglia, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, Irritation und zugleich Faszination. Als Ausgangspunkt für Wanderungen stellt das Hotel ein Tor zu den Bergen dar. Sicher sind hier schon viele -Strahler abgestiegen, die in der felsigen Umgebung nach Kristallen gesucht haben.

huber.huber nutzen den Effekt der Verfremdung, indem sie Labormobiliar in das heimelige Hotelambiente stellen, um auf das Verhältnis von Mensch und Natur einzugehen, um das ihr vielschichtiges Schaffen kreist. Ihr Interesse gilt dabei der ein-fachen Naturbeobachtung ebenso wie dem Phänomen der Überzüchtung, durch das sich der Mensch die Erde untertan macht.

Die Kunstschaffenden nehmen dabei eine besondere Stellung ein, da sie diese Phänomene einerseits reflektieren und sich andererseits seit Anbeginn als Schöpfer betätigen – durchaus auch nach der Natur, wovon Ovids Pygmalion beredtes Zeugnis ablegt. Bei der Zucht von Kristallen geht es um den rein ästhetischen Wert und um den Ehrgeiz, es der Natur gleichtun zu können oder sie gar zu übertreffen. Im Fall der Kristalle gelingt Letzteres sicher in zeitlicher Hinsicht. Die Faszination geht von der Findigkeit des Menschen und seiner Macht über die Natur aus, die er sich unter vielem anderen durch Gentechnologie und Zuchtexperimente aneignet. (Céline Gaillard)

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